Laut einer neuen internationalen wissenschaftlichen Studie wird die weltweite Rentierpopulation aufgrund der Klimakrise bis zum Ende dieses Jahrhunderts drastisch zurückgehen. Forscher rekonstruierten die Entwicklung der Rentierpopulationen in den letzten 21’000 Jahren und modellierten, wie sich die aktuelle globale Erwärmung auf diese Tierart auswirken wird.
Obwohl Rentiere frühere Perioden schneller Erwärmung überlebt haben, ist ihre Population in den letzten 30 Jahren um 66% zurückgegangen, und bis 2100 könnte sie im Vergleich zu heute um weitere 60% sinken. Der stärkste Rückgang wird in Nordamerika erwartet, wo die Zahl der Tiere um bis zu 84% sinken könnte.
Eine der wenigen Ausnahmen ist die Taimyr-Halbinsel, wo Modelle einen Anstieg der Populationen vorhersagen. Dieses Gebiet diente in früheren Erwärmungsperioden historisch gesehen als Zufluchtsort für Rentiere. Ein weiterer potenzieller Zufluchtsort könnte Zentralgrönland sein, wo das Abschmelzen der Gletscher neue Lebensräume schaffen könnte. Diese Einzelfälle können jedoch die insgesamt alarmierenden Aussichten nicht aufwiegen.
Die Autoren der Studie betonen die dringende Notwendigkeit einer deutlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen und verstärkter Investitionen in den Schutz der Rentiere. Dies ist nicht nur für den Erhalt der Art und ihrer wichtigen ökologischen Rolle in den arktischen Ökosystemen von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die Sicherung der Lebensgrundlagen und des kulturellen Wohlergehens der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften.
Rosamaria Kubny, PolarJournal