Am Morgen des 19. November 2025 lag ein besonderer Zauber über der Marinebasis Yokosuka. Das japanische Beobachtungsschiff „Shirase“ bereitete sich darauf vor, seine Reise in eine der unwirtlichsten, aber auch faszinierendsten Regionen der Erde anzutreten. Für die Besatzung, ihre Familien und alle Beteiligten war dieser Moment weit mehr als nur das Ablegen eines Schiffes, es war der Beginn eines Abenteuers voller Verantwortung, Mut und Entschlossenheit.
Rund 500 Menschen hatten sich am Kai versammelt, um die Männer und Frauen der „Shirase“ zu verabschieden. Zwischen den Gesprächen lag spürbare Anspannung, aber auch Stolz. Kinder winkten mit kleinen Fahnen, Partner nahmen einander fest in den Arm, und Angehörige versuchten, ihre Gefühle hinter einem tapferen Lächeln zu verbergen. Die Abfahrtszeremonie erinnerte daran, wie sehr jede Expedition auch eine Reise für jene ist, die zu Hause zurückbleiben.
Als die Crew an Bord ging und die letzten Vorbereitungen getroffen wurden, senkte sich für einen Moment eine fast feierliche Stille über den Hafen. Dann begann sich die „Shirase“ langsam vom Kai zu lösen. Ihre Maschinen brummten kraftvoll, doch der Abschied war leise, nur unterbrochen von Rufen, Winken und dem Klang der sich teilenden Wellen. Gegen 11:30 Uhr verschwand das Schiff schließlich hinter der Hafenmauer, begleitet von hunderten Blicken, die ihm noch lange folgten.
Der nächste große Schritt liegt am 4. Dezember, wenn die «Shirase» im australischen Fremantle einläuft. Dort stoßen die aus der Luft anreisenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Crew, bevor das Schiff Kurs auf die Antarktis nimmt.
Mit ihrer Abfahrt trägt die «Shirase» nicht nur Ausrüstung und Menschen an Bord, sondern auch die Hoffnung auf neue Erkenntnisse, den Geist der Forschung und die Wünsche all jener, die sie verabschiedet haben. Ihre Reise erinnert uns daran, wie viel Mut es braucht, das Unbekannte zu erkunden, und wie stark die Bande sind, die Menschen miteinander verbinden, selbst wenn das Meer sie voneinander trennt.
Heiner Kubny, PolarJournal