Drei führende Polarprogramme – das British Antarctic Survey (BAS), das Norwegische Polarinstitut (NPI) und das Alfred-Wegener-Institut (AWI) – starten eine langfristige Logistikpartnerschaft. Im Zentrum steht die «Silver Mary», ein eisverstärktes Versorgungsschiff, das in den kommenden zehn Jahren regelmäßig die Station Halley VI, Troll und Neumayer III anläuft. Der erste Versorgungsstopp unter der neuen Vereinbarung ist für Januar 2026 angesetzt.
Die Kooperation hat unmittelbare wissenschaftliche Relevanz: Durch die Bündelung logistischer Ressourcen entfallen parallele nationale Missionen, was nicht nur Kosten spart, sondern auch die CO²-Emissionen antarktischer Operationen erheblich senkt. UKRI-Mittel ermöglichen zudem den Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe, sodass mehr als 40% der Fahrten klimafreundlich durchgeführt werden können.
Für das BAS bedeutet das gemeinsame Modell deutlich mehr Forschungsspielraum. Da die RRS «Sir David Attenborough» keinen eigenen Versorgungseinsatz für Halley VI mehr leisten muss, entstehen 40–60 zusätzliche Schiffstage für wissenschaftliche Fahrten – ein wichtiger Gewinn angesichts der globalen Bedeutung antarktischer Daten für Klima- und Erdsystemforschung.
Gleichzeitig fördert die Partnerschaft einen intensiven Wissenstransfer. Expertenteams tauschen Erfahrungen zu Risikomanagement, Stationsbetrieb und Eisschelfdynamik aus. BAS-Glaziologen unterstützen etwa die Analyse des Fimbul-Eisschelfs, über das Material für die Troll-Station angelandet wird, ein Gebiet, das hohe Anforderungen an Sicherheit und präzise Daten stellt.
Für Halley VI markiert die neue Regelversorgung eine Rückkehr zur Normalität. Jahrelang verhinderten instabile Eisschelfrisse den Schiffsanlauf, erst nach der großen Kalbung des Brunt-Eisschelfs 2023 war eine sichere Route wieder zugänglich. Die nun vereinbarte Zehnjahreskooperation schließt an diese Wiederöffnung an und vertieft bestehende bilaterale Beziehungen.
Organisiert wird die Zusammenarbeit durch COMNAP, das internationale Netzwerk der nationalen Antarktisprogramme. Die neue Vereinbarung unterstreicht, dass moderne Polarforschung zunehmend auf multinationale Logistikmodelle angewiesen ist und zeigt, wie strategische Kooperation die wissenschaftliche Präsenz im lebenswichtigen Klimalabor Antarktis stärkt.
Heiner Kubny, PolarJournal