Der Polare Rückblick – Eine Vereinbarung mit Tara, der verstärkte Schutz der Meeresbewohner Südgeorgiens und eine Erklärung über das Schrumpfen eines Vogels

von Polar Journal AG Team
04/28/2025

Der Polare Rückblick greift die jüngsten Ereignisse aus den Polarregionen auf. Diese Woche werfen wir einen Blick auf eine Vereinbarung zwischen Tara und polarjournal.net, den verstärkten Meeresschutz um Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln und eine Studie, die erklärt, warum die Knutts immer kleiner werden.

Die Tara Polar Station, die letzten Donnerstag in Lorient, Frankreich, getauft wurde, soll diesen Sommer in Svalbard in Betrieb genommen werden. Foto: Tara Ocean Foundation

Der Polare Rückblick ist eine gemeinsame Veröffentlichung des Redaktionsteams von polarjournal.net. Jeder Autor wählt ein Thema aus, das er in der vergangenen Woche interessant und wichtig fand. Die Initialen am Ende eines jeden Abschnitts geben die/den Autor*in an. Wir wünschen Ihnen viel Spaß damit.

Die Fondation Tara Océan und die Polar Journal AG unterzeichnen ein Memorandum of Understanding

Die Fondation Tara Océan betreibt derzeit nicht nur das berühmte Segelschiff „Tara“ (links), sondern auch die einzigartige arktische Station „Tara Polar Station“ (rechts). Die Absichtserklärung wurde während der Tauffeierlichkeiten der Station in Lorient, Frankreich, unterzeichnet. Foto: Michael Wenger

Die Fondation Tara Océan, eine Stiftung, die sich der Ozeanforschung widmet, und die Polar-Informationsplattform Polar Journal AG haben ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Begründung einer langfristigen Partnerschaft unterzeichnet. Die Unterzeichnung fand am 25. April 2025 inmitten der Feierlichkeiten zur Taufe der neuen Tara Polar Station in Lorient statt.

Das Hauptziel dieser Zusammenarbeit ist es, das öffentliche Verständnis für polare Themen zu verbessern und die damit verbundene Forschung zu unterstützen. Beide Organisationen erkennen die Bedeutung der arktischen und antarktischen Regionen im Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel an und setzen sich gemeinsam für die Förderung des wissenschaftlichen Verständnisses dieser lebenswichtigen Ökosysteme ein.

Im Rahmen der Absichtserklärung wird sich die Zusammenarbeit auf mehrere Schlüsselbereiche konzentrieren: Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, gemeinsame Projekte und gemeinsame Nutzung von Ressourcen. Polar Journal wird seine Medienplattform nutzen, um Informationen über die Polarprogramme von Tara zu verbreiten, einschließlich wissenschaftlicher Erkenntnisse und aktueller Expeditionsberichte. Im Gegenzug wird die Fondation Tara Océan dem Online-Magazin Zugang zu relevanten Informationen und Experten verschaffen.

Ein besonderer Schwerpunkt der Partnerschaft wird die Tara Polar Station sein. Diese geplante driftende Forschungsstation soll über mehrere Jahre hinweg wichtige Daten über das arktische Ökosystem sammeln. Die Zusammenarbeit sieht vor, die Station als Plattform für die internationale Polarforschung und die damit verbundene Bildungsarbeit zu fördern.

Das unterzeichnete Dokument dient als Rahmen für die zukünftige Zusammenarbeit und formelle Vereinbarungen zwischen den beiden Parteien. Es signalisiert die Absicht, gemeinsam an der Vermittlung der Bedeutung und der Herausforderungen der Polarregionen zu arbeiten. M.W.

Stärkere Schutzmaßnahmen im Meeresschutzgebiet um Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln

Das Meeresschutzgebiet um Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln umfasst eine Fläche von 1,24 Millionen Quadratkilometern. Die beigefarbenen Bereiche zeigen die Fangverbotszonen, während die rot umrandeten Grenzen die neu ausgewiesenen Gebiete hervorheben.
Karte: Government of South Georgia and the South Sandwich Islands, bearbeitet von Julia Hager

Im Meeresschutzgebiet (MPA) um Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln, das 2012 eingerichtet wurde, traten am 22. April 2025 verstärkte Schutzmaßnahmen in Kraft, nachdem sie Anfang 2024 angekündigt worden waren. Unter anderem wurde die Zone, in der alle Formen der Fischerei verboten sind, von 283.000 Quadratkilometern auf mehr als 470.000 Quadratkilometer erheblich erweitert. Diese neuen Fangverbotszonen decken nun 38% des Schutzgebiets ab.

Die Krillfischerei, die hauptsächlich von Schiffen aus Norwegen, Südkorea, China und Chile betrieben wird, wurde ebenfalls weiter eingeschränkt: zusätzliche 31.000 Quadratkilometer pelagischer Gewässer wurden für den Fischfang gesperrt. Insgesamt ist die Krillfischerei nun auf mehr als einer halben Million Quadratkilometern innerhalb des MPA verboten. Während der fünfmonatigen, streng regulierten Fangsaison haben Krillfischer somit nur Zugang zu etwa 60% des Schutzgebiets.

Außerdem ist die Langleinenfischerei in 95% des MPA verboten (blaue Gebiete auf der Karte). Selbst die Fischerei für Forschungszwecke ist in bestimmten Regionen nicht mehr erlaubt (rote Gebiete auf der Karte).

Diese neuen Maßnahmen ergänzen den bestehenden Schutzrahmen: Saisonale Sperrungen, die den Fang von Antarktischem Seehecht und Krill auf die Wintermonate beschränken, tragen dazu bei, mögliche Interaktionen mit Robben und Seevögeln während der Fortpflanzungssaison zu reduzieren. Darüber hinaus ist die Grundschleppnetzfischerei in dem gesamten 1,24 Millionen Quadratkilometer großen Schutzgebiet verboten.

Das stark ausgeweitete Netz von Fangverbotszonen verbindet und schützt nicht nur die artenreichsten und potenziell gefährdeten Meereslebensräume, sondern umfasst auch Gebiete, die von der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) als wichtige Meeressäuger-Gebiete (IMMA) ausgewiesen wurden. J.H.

Der Knutt und die Erklärung für sein Schrumpfen

Der Knutt, der im Brutkleid an seinem rötlichen Bauch zu erkennen ist, entwickelt sich nicht mehr so gut wie früher, und die Individuen werden über Generationen hinweg immer kleiner. Foto: Wikicommons

Wissenschaftler des Königlich Niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ) haben herausgefunden, warum die Knutts immer kleiner werden. Ihre Ergebnisse, die am 16. April in Global Change Biologyveröffentlicht wurden, zeigen, dass die Ernährung der Küken, die durch die Auswirkungen der globalen Erwärmung beeinträchtigt wird, dafür verantwortlich ist.

In Zusammenarbeit mit russischen Forschern verglichen die niederländischen Wissenschaftler Daten, die 2018 und 2019 in der sibirischen Tundra und in Mauretanien an der Banc d’Arguin gesammelt wurden, mit Daten aus den 1990er Jahren. Sie fanden heraus, dass die Küken der letzten Jahre langsamer wuchsen als die früherer Generationen, was auf die zeitliche Verzögerung zwischen Schneeschmelze und dem Auftauchen von Insekten zurückzuführen ist.

Die Küken des Knutts ernähren sich hauptsächlich von Schnaken, einem mückenähnlichen Fluginsekt. Diese Insekten schlüpfen aus dem Boden, nachdem der Schnee geschmolzen ist. Die globale Erwärmung führt jedoch dazu, dass der Schnee früher schmilzt als früher, so dass die Insekten früher auftauchen. Die Küken können dann nicht mehr richtig fressen, was ihr Wachstum verlangsamt. Die verzögerte Entwicklung lässt sich vor allem an der Beschaffenheit ihrer Federn erkennen.

Dies ist ein echtes Problem für diese Zugvögel, die jedes Jahr in den warmen Ländern Afrikas, Südamerikas, Ozeaniens und Asiens überwintern, bevor sie zum Nisten in die borealen Polarregionen zurückkehren und dabei Entfernungen zwischen 2.500 und 16.000 km zurücklegen. Während der Sommermonate sind Knutts in der gesamten Arktis anzutreffen, von Sibirien bis Kanada, sowie in Grönland, Spitzbergen und Alaska.

Die Beobachtung kleinerer Knutts hat Wissenschaftler Jahr für Jahr beschäftigt und sie haben sich gefragt, warum diese Tiere schrumpfen. Ihre Fragen wurden nun beantwortet und verdeutlichen einmal mehr die Auswirkungen der globalen Erwärmung in der Arktis. M.B.