Eine Studie hebt die Rolle hervor, die Pinguin-Kot bei der Wolkenbildung spielt, und ihr potenzieller Einfluss auf die Abschwächung der Auswirkungen der globalen Erwärmung.
Pinguin-Guano könnte eine Rolle dabei spielen, die Auswirkungen des Klimawandels in der Antarktis zu verringern, so eine gestern in Communications Earth & Environment veröffentlichte neue Studie. Diese legt nahe, dass Ammoniak, das von großen Adélie-Pinguinkolonien freigesetzt wird, zur Wolkenbildung beitragen könnte – ein Prozess, der die Meereisbedeckung beeinflussen und so zur Abkühlung der Region beitragen würde
Das antarktische Ökosystem steht vor beispiellosen Herausforderungen, da der vom Menschen verursachte Klimawandel zunimmt – vor allem in Form von schwindendem Meereis. Pinguine, insbesondere die Adélie-Pinguine, sind von diesen Veränderungen nicht nur betroffen, sondern scheinen auch eine Rolle bei der Regulierung des Klimas der Region zu spielen. Der Grund: das Ammoniak in ihrem Kot.
In atmosphärischen Messungen bisher unterrepräsentiert, ist Ammoniak tatsächlich eine Schlüsselverbindung bei der Wolkenbildung. Wenn es sich mit Schwefelverbindungen in der Atmosphäre verbindet, trägt es zur Bildung von Aerosolen bei – winzigen Partikeln, die als Kondensationskeime für Wasserdampf dienen und so die Entstehung von Wolken ermöglichen. Wolken wirken wie isolierende Schichten in der Atmosphäre: Sie reflektieren Sonnenlicht und halten Wärme zurück. Dadurch haben sie eine kühlende Wirkung auf die Oberflächentemperaturen, was letztlich die Meereisbedeckung beeinflussen kann.
Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, führten Forschende der Universität Helsinki sowie finnischer und argentinischer meteorologischer Institute zwischen Januar und März 2023 Messungen in der Nähe der Marambio-Station auf Seymour Island bei der Antarktischen Halbinsel durch. Die argentinische Station liegt in der Nähe einer großen Adélie-Pinguinkolonie mit etwa 60.000 Tieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass die Kolonie die Ursache für einen drastischen Anstieg der Ammoniakkonzentration war, sobald der Wind aus ihrer Richtung wehte. Zeitweise erreichte der Ammoniakgehalt bis zu 13,5 Teile pro Milliarde – über 1.000-mal höher als der für die Region übliche Basiswert.
Selbst nachdem die Pinguine das Gebiet verlassen hatten, blieben die Ammoniakwerte hoch, da das zurückgelassene Guano weiterhin Gas in die Atmosphäre abgab. Bemerkenswerterweise blieben die Ammoniakwerte über 100-mal höher als die Norm, lange nachdem die Vögel das Gebiet verlassen hatten.
Die Forschenden beobachteten zudem einen deutlichen Anstieg der Aerosolpartikel, sobald der Wind aus Richtung der Kolonie wehte. Wenige Stunden nach dieser Windrichtungsänderung registrierte das Team eine Phase mit Nebel, die sie auf die erhöhte Konzentration von Aerosolpartikeln in der Luft zurückführen.
Wenn das durch Pinguin-Guano freigesetzte Ammoniak tatsächlich zur Wolkenbildung beitragen kann, könnte dies helfen, die Oberflächentemperaturen in der Antarktis zu senken und so das Abschmelzen des Eises zu verlangsamen. Angesichts des rasanten Rückgangs des Meereises in der Region könnten selbst kleine Veränderungen in der Temperaturregulation Auswirkungen auf die Zukunft des Ökosystems haben.
Foto: Julia Hager
Auch wenn diese Entdeckung keine direkte Lösung für den Klimawandel darstellt, verdeutlicht sie doch, dass selbst scheinbar unbedeutende Aspekte – wie Pinguin-Kot – eine wichtige Rolle im Klimageschehen spielen können. Die Studie zeigt, dass die Wechselwirkungen zwischen Wildtieren und ihrer Umwelt weitaus komplexer sind als bislang angenommen.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Ökosystemprozessen, die von Pinguin- und Vogelkolonien sowie von ozeanischem Phytoplankton und Bakterien ausgehen, für klimarelevante Aerosolprozesse in der Küstenregion der Antarktis“, erklärt Matthew Boyer, Hauptautor der Studie. „Das zeigt eine wichtige Verbindung zwischen Ökosystem- und Atmosphärenprozessen, die das antarktische Klima beeinflussen – und das ist angesichts der aktuellen Geschwindigkeit der Umweltveränderungen in der Region von großer Bedeutung.“
Da der Klimawandel das fragile Gleichgewicht des Lebens in der Antarktis weiterhin bedroht, erinnert diese Studie daran, wie wichtig die Wechselwirkungen zwischen Tierwelt und Atmosphäre sind – und wie dringend notwendig es ist, den Schutz der Biodiversität in der Region konsequent voranzutreiben.