Der Polare Rückblick – Ölbohrungen in Alaska, Proteste in Grönland und ein Jahr der Gletschererhaltung

von Polar Journal AG Team
01/27/2025

In der Woche, in der Donald Trump Präsident wurde, blicken wir auf seine Ölbohrambitionen in Alaska, anhaltende Proteste in Grönland und ein Jahr, das den Gletschern gewidmet ist.
Eine Ölpipeline in Alaska. Trotz Trumps Aufruf werden wir in Zukunft nicht unbedingt mehr davon sehen. Foto: Conoco Phillips

Der Polare Rückblick greift die jüngsten Ereignisse aus den Polarregionen auf. In der Woche, in der Donald Trump Präsident wurde, werfen wir einen Blick auf seine Ölbohrambitionen in Alaska, auf anhaltende Proteste in Grönland und auf ein Jahr, das den Gletschern gewidmet ist.

Der Polare Rückblick wird von nun an eine gemeinsame Veröffentlichung des Polar Journal Teams sein. Jede*r Autor*in wählt ein Thema aus, das sie oder er in der vergangenen Woche interessant fand. Die Initialen am Ende eines jeden Abschnitts geben die/den Autor*in an. Wir wünschen Ihnen viel Spaß damit.


„Drill, baby drill“? Ölkonzerne zeigen wenig Interesse an Alaska

Sheenjek River im Alaska National Wildlife Refuge. Foto: Alexis Bonogofsky / US Fish and Wildlife Service

Manches ist so schlimm, wie es scheint – oder schlimmer, und anderes nicht. Beim Thema Ölbohrungen in Alaska könnte letzteres zutreffen. Jedenfalls zeigen sich Reuters zufolge die US-amerikanischen Öl- und Gasunternehmen weitgehend desinteressiert gegenüber dem «drill, baby drill» – Mantra des ehemaligen und neuen Präsidenten Donald Trump, der per Dekret große Gebiete Alaskas für die Entwicklung öffnete.

Hohe finanzielle Risiken, lange Projektlaufzeiten und die Wahrscheinlichkeit, dass künftige Regierungen die Politik wieder rückgängig machen, führen dazu, dass solche Projekte unattraktiv sind.

Selbst das Arctic National Wildlife Refuge (ANWR), das schätzungsweise 11,8 Milliarden Barrel förderbares Öl birgt, hat nur wenig Interesse geweckt. Eine Versteigerung von Förderlizenzen im Jahr 2022 brachte keine Gebote ein, was die Zurückhaltung der Branche bei Investitionen in solche abgelegenen und logistisch schwierigen Gebiete unterstreicht.

Zudem priorisieren Unternehmen zunehmend Aktionärsgewinne gegenüber dem Ausbau von Aktivitäten und konzentrieren sich auf leichter zugängliche Regionen wie Texas und New Mexico, wo die US-Ölproduktion bereits Rekordhöhen erreicht hat.

Dennoch zeigen sich die Konzerne erfreut über die Lockerungen und hoffen auf weitere. Dustin Meyers, Senior Vice President of Policy beim American Petroleum Institute, sagte: «Die Regierung verdient viel Anerkennung dafür […].»

Es bleibt also abzuwarten, ob sich Trumps Wunsch nach mehr arktischem Öl und Gas erfüllt oder die Unternehmen bei ihrer zurückhaltenden Strategie bleiben und so unbeabsichtigt die empfindlichen Ökosysteme und Wildtiere Alaskas vor der weiteren Erschließung schützen. J.H.

Grönländische Proteste gegen Zwangsinobhutnahme von Kindern gehen weiter

Proteste vor dem Inatsisartut, dem grönländischen Parlament, am 9. November. Auf dem Schild steht ‚Vi er her for Zammi‘, – ‚Wir sind für Zammi da‘. Zammi ist die Tochter der Grönländerin Keira Alexandra Kronvold, der vor kurzem in einem Fall aus Dänemark ihre Zammi weggenommen wurde. Foto: Pernille Benjaminsen

Grönland hat in den letzten Wochen die Aufmerksamkeit der Welt auf sich gezogen. Nur sehr wenig dieser Aufmerksamkeit galt jedoch dem politischen Fall, der für die Menschen in Grönland derzeit am wichtigsten zu sein scheint: die Zwangsinobhutnahme ihrer Kinder durch die dänischen Behörden.

Polar Journal AG berichtete im Dezember über den Fall, der seitdem in den grönländischen Nachrichten und Facebook-Feeds immer wieder auftaucht.

Letzte Woche waren Demonstranten in Grönland, Dänemark, Norwegen, Island, auf den Färöer-Inseln und in Sapmi (der Heimat der Samen) in Finnland auf der Straße. „Ich sollte nicht gegen den Diebstahl von Kindern protestieren“, stand auf einem Schild in Kopenhagen laut KNR.

Die Demonstranten sind der Meinung, dass die dänischen Behörden in Fällen, die den Kinderschutz betreffen, die kulturellen Unterschiede Grönlands nicht ausreichend berücksichtigen. Sogenannte ‚Kompetenztests für Eltern‘ stehen besonders in der Kritik.

Nach den Protesten kündigte die dänische Regierung an, dass 480 Einzelfälle neu bewertet werden. Diese Neubewertung wird wahrscheinlich dazu führen, dass „viele“ Kinder nach Hause kommen, so ein Anwalt, mit dem Sermitsiaq sprach.

Ein Jahr im Zeichen der Gletscher der Welt

Ein Weg zum Erhalt der Gletscher und zum Klimaschutz. Foto: Julia Hager

„Dieses internationale Jahr muss ein Weckruf für die Welt sein“, sagte die Generalsekretärin der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Celeste Saulo, bei der offiziellen Eröffnung des Internationalen Jahres der Erhaltung der Gletscher am Hauptsitz der WMO in Genf am vergangenen Dienstag. Dieselbe Organisation erklärte, dass 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war. Die internationale Initiative wird von 75 internationalen Organisationen und 35 Ländern unterstützt.

Die Ziele dieses besonderen Jahres sind:

  • Die Entwicklung eines globalen Gletscherüberwachungssystems.
  • Die Entwicklung eines Warnsystems für Risiken im Zusammenhang mit dem Rückzug des Eises.
  • Förderung der nachhaltigen Nutzung von Süßwasser.
  • Bewahrung des kulturellen und traditionellen Erbes von Gesellschaften rund um die Kryosphäre.
  • Einbindung junger Menschen in die Erhaltung der Gletscher und in Klimaschutzmaßnahmen.

„Wenn wir das antarktische Eis verlieren, werden wir einen Anstieg des Meeresspiegels um 67 Meter haben, der viele Länder betreffen wird“, sagte der französische Sprecher. „Wir brauchen die Unterstützung der Länder, um unseren Erfolg zu maximieren.“

Das Jahrzehnt des Handelns für die Kryosphärenwissenschaften wird dieses Jahr auf einem Ozeangipfel in Nizza vorgestellt werden, sagte er. Es geht um den Anstieg des Meeresspiegels auf der einen Seite und die schwindenden Süßwasservorräte für 2 Milliarden Menschen auf der anderen Seite. Bahodur Sheralizoda, Vorsitzender des tadschikischen Umweltschutzkomitees, hat die Eröffnung einer internationalen Konferenz über Gletscher im Mai in Duschanbe angekündigt.

„Eis ist auch eine Art gefrorene Bibliothek“, sagte der Glaziologe Jérôme Chappellaz vom Projekt Ice Memory und betonte, wie wichtig es ist, das Eis an künftige Generationen weiterzugeben. „Es speichert globale und lokale Schwankungen von CO2, chemischen Verbindungen und Bakterien aus der Atmosphäre.“ C.L.

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