Am 12. August 2026 richtet sich der Blick der Astronomie auf zwei Regionen, die sonst abseits großer Himmelsereignisse liegen: Grönland und Island. Eine totale Sonnenfinsternis zieht über den Nordatlantik und verwandelt die arktische Landschaft für wenige Minuten in eine gespenstische Szenerie aus Dunkelheit und silbrigem Koronalicht. Der Kernschatten erreicht Grönland am Nachmittag und schenkt besonders den westlichen und nördlichen Gebieten außergewöhnlich lange Totalitätsphasen.
Die Finsternis beginnt bei Sonnenaufgang im nördlichsten Teil der russischen Region Krasnojarsk, weitab jeder größeren Siedlung. Der Mondschatten bewegt sich rasch nordwärts, knapp am Nordpol vorbei, über den Arktischen Ozean nach Grönland. Die Zone der Totalität zieht sich anschließend in südlicher Richtung im Osten Grönlands entlang über dem Nordatlantik an Island vorbei. Nur der äußerste Westen Islands liegt in der Zone der Totalität. In Hellissandur, im Nordwesten der Halbinsel Vestfirðir, beträgt die maximale Verfinsterung etwas über 2 Minuten. Das Maximum der Finsternis liegt westlich von Island im Atlantik und die Dauer der totalen Phase liegt dort bei 2 Minuten und 18 Sekunden.
Viele Unterkünfte in West- und Nordisland melden einen deutlichen Buchungsanstieg. Extra-Shuttles und geführte Touren werden geplant, um Besucher sicher an den Ort der Totalität zu bringen. Behörden warnen gleichzeitig vor Überlastung einzelner Hotspots und raten zu frühzeitiger Planung. Einige Reedereien werden zum Spektakel mit ihren Schiffen ins Zentrum der Finsternis an die Küste Grönlands fahren.
Das wohl spektakulärste Ereignis für viele europäische Beobachter: Der Pfad der Totalität zieht über Nordspanien, darunter Städte wie A Coruña oder Oviedo. Südlich und östlich davon wird die Finsternis nur partiell sichtbar.
Wissenschaft im Rampenlicht
Für die Forschung ist das Ereignis weit mehr als ein Spektakel. Sonnenforscher planen Beobachtungskampagnen, um die Korona zu studieren, deren feine Strukturen nur während einer totalen Finsternis sichtbar werden. Messgeräte sollen Temperatur- und Helligkeitsschwankungen erfassen, Atmosphärenforscher erhoffen sich neue Daten über Reaktionen der Troposphäre auf die plötzliche Abschattung.
Zwischen Staunen und Vorsicht
Wenn der Mond exakt zwischen Erde und Sonne vorbeizieht, hüllt er für wenige Minuten ganze Regionen in dämmriges Licht. Während einer totalen Sonnenfinsternis verdunkelt sich der Himmel, die Temperaturen fallen spürbar, Tiere reagieren irritiert und die zarte Korona der Sonne leuchtet wie ein schimmernder Heiligenschein. Ein Szenario, das selbst routinierte Forscher in Staunen versetzt.
Während das Ereignis viele Menschen zum Himmel blicken lässt, warnen Expertinnen und Experten eindringlich vor Leichtsinn. Ohne geeignete Schutzbrille kann der direkte Blick in die Sonne schwere Augenschäden verursachen.
Ein Vorgeschmack auf 2027
Die Sonnenfinsternis 2026 ist nicht nur ein Höhepunkt des astronomischen Jahres, sondern auch ein Auftakt: Bereits ein Jahr später, am 2. August 2027, wird Europa erneut eine totale Finsternis erleben, dann mit einem besonders spektakulären Pfad über Südeuropa und Nordafrika. Das Maximum der Finsternis ist in der Nähe von Luxor zu beobachten. Die Dauer der totalen Phase liegt dort bei 6 Minuten und 23 Sekunden. Sie ist damit die längste Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts, deren Maximum auf dem Festland liegt.
Heiner Kubny, Polarjournal

