Der Polare Rückblick – Die Entdeckung eines arktischen Vogelfossils, KI hilft Karibus bei der Wanderung über das Meereis und Waldbrände in Kanada

von Polar Journal AG Team
06/02/2025

Im Polaren Rückblick dieser Woche geht es um urzeitliche arktische Vögel, die einst mit Dinosauriern lebten, um KI, die wandernde Karibus beim Überqueren fragilen Meereises schützt, und um Waldbrände in Kanada.

Der Polare Rückblick greift die jüngsten Ereignisse aus den Polarregionen auf. Diese Woche werfen wir einen Blick auf urzeitliche arktische Vögel, die einst mit Dinosauriern lebten, auf KI, die wandernde Karibus beim Überqueren fragilen Meereises schützt, und auf die Waldbrände in Kanada.

Illustration von Vögeln aus der Kreidezeit mit Dinosauriern aus der gleichen Zeit im Hintergrund. Zeichnung: Gabriel Ugueto

Der Polare Rückblick ist eine gemeinsame Veröffentlichung des Redaktionsteams von polarjournal.net. Jede*r Autor*in wählt ein Thema aus, das sie/er in der vergangenen Woche interessant und wichtig fand. Die Initialen am Ende eines jeden Abschnitts geben die/den Autor*in an. Wir wünschen Ihnen viel Spaß damit.

Älteste Vogelfossilien in der Arktis gefunden

Joe Keeney, Patrick Druckenmiller und Jim Baichtal graben an einem Standort am Colville River. Foto: Lauren Wilson

Eine Studie, die am 29. Mai in Science veröffentlicht wurde, verschiebt das Alter des ältesten in der Arktis entdeckten Vogelfossils um mehr als 25 Millionen Jahre nach hinten. Forscher der University of Fairbanks haben Überreste gefunden, die 73 Millionen Jahre alt sind. Sie beweisen, dass Vögel seit der Kreidezeit in dieser Region nisteten und mit Dinosauriern koexistierten.

Die Fossilien stammen aus der Ausgrabungsstätte Prince Creek am Ufer des Colville River im Norden Alaskas. Diese Ausgrabungsstätte beliefert seit den 1980er Jahren Museumssammlungen. Darunter sind die Überreste von Vogelküken, die selten und zerbrechlich sind. Die kleinsten Fragmente wurden unter einem Mikroskop betrachtet. Sie scheinen von Vogelskeletten zu stammen, die Seetauchern, Möwen, Gänsen und Enten ähneln.

Vögel gibt es schon seit 150 Millionen Jahren. Unter den Knochen fanden die Forscher jedoch Skelettstrukturen und stellten das Fehlen echter Zähne fest, was sie mit modernen Vögeln in Verbindung bringt. Wenn sich ihr Verdacht bestätigt, könnten die Forscher die ältesten bekannten Vögel einer Gruppe beschrieben haben, zu der auch moderne Vögel gehören. „Wir müssten ein teilweises oder vollständiges Skelett finden, um sicher zu sein“, erklärt Patrick Druckenmiller, Direktor des University of Alaska Museum of the North.

Die ältesten Exemplare dieser wichtigen Gruppe sind etwa 66 Millionen Jahre alt, wie z.B. Vegavis iaai, das auf der antarktischen Halbinsel entdeckt wurde. Laut Patrick Druckenmiller könnten weitere Details zu den Vögeln aus der Prince Creek Formation die Idee unterstützen, dass „die Arktis als Kinderstube für moderne Vögel gilt.“ C.L.

Künstliche Intelligenz hilft Karibus, schmelzendes arktisches Meereis sicher zu überqueren

Zweimal im Jahr unternehmen die Dolphin-and-Union-Karibus eine außergewöhnliche Wanderung über das Meereis in der kanadischen Arktis – eine Reise, die zunehmend vom Klimawandel bedroht ist. Jeden Frühling ziehen sie vom Festland nach Norden zu ihren Kalbungsgebieten auf Victoria Island und kehren im Herbst zurück, sobald sich das Meereis erneut gebildet hat. Doch mit den steigenden Temperaturen wird das Eis dünner und unberechenbarer, gleichzeitig nimmt der Schiffsverkehr zu – und die gefährliche Überquerung fordert immer mehr Opfer unter den Tieren.

Eine neue Studie unter der Leitung des British Antarctic Survey (BAS) – in Zusammenarbeit mit dem Alan Turing Institute, dem WWF und der Regierung von Nunavut – stellt ein vielversprechendes neues Instrument vor. Veröffentlicht in der Fachzeitschrift Ecological Solutions and Evidence, beschreibt das Forschungsteam ein KI-gestütztes Vorhersagesystem, das Satellitendaten, GPS-Tracking von Karibus und lokales Wissen kombiniert. Grundlage ist IceNet, ein Machine-Learning-Modell, das die Bildung von Meereis bis zu drei Monate im Voraus prognostizieren kann.

Indem das System den Zeitpunkt früherer Wanderungen mit vorhergesagten Eisbedingungen verknüpft, kann es frühzeitig warnen, wann die Karibus voraussichtlich mit der Überquerung beginnen werden. So können lokale Behörden kurzfristige Schutzmaßnahmen ergreifen – etwa Einschränkungen für Eisbrecher empfehlen, da diese die Wanderkorridore zerstören und gefährliche offene Wasserflächen entstehen lassen.

Die Dolphin-and-Union-Karibus sind eine genetisch eigenständige Unterart, die ausschließlich in der Kitikmeot-Region von Nunavut vorkommt. Für die Inuit- und Inuvialuit-Gemeinden sind sie von zentraler kultureller und existenzieller Bedeutung. Das neue KI-gestützte Werkzeug, das durch indigenes Wissen ergänzt wird, bietet eine praxisnahe Möglichkeit, den Schutz dieser Tiere in einer Region zu unterstützen, die sich viermal schneller erwärmt als der globale Durchschnitt.

Die Forschenden hoffen, dass sich dieser Ansatz auch auf die saisonalen Wanderungen anderer arktischer Tierarten wie Eisbären und Walrosse übertragen lässt – um Konflikte zu verringern und besser auf die Zukunft einer sich rasant verändernden Arktis vorbereitet zu sein. J.H.

Manitoba brennt

Mehr als 26.000 Menschen wurden bereits in Manitoba, Alberta und Saskatchewan evakuiert. Besonders schwer betroffen ist Manitoba: Die Provinz hat den Notstand ausgerufen, da Waldbrände dort bereits über 200.000 Hektar Land verwüstet haben – das Dreifache des jährlichen Durchschnitts. Die größten Feuer, darunter der Bird-River- und der Border-Brand, sind weiterhin außer Kontrolle. Das Militär wurde eingesetzt, und am Dienstag werden Verstärkungskräfte aus den Feuerwehreinheiten Québecs erwartet.

Nach Angaben von Natural Resources Canada hat eine Kombination aus hohen Temperaturen, niedriger relativer Luftfeuchtigkeit und starkem Wind die Brände ausgelöst. Die Freisetzung von dichtem Rauch hat die Luftqualität in mehreren Regionen Kanadas und der Vereinigten Staaten erheblich verschlechtert und auch zu einer eingeschränkten Sicht geführt.

Manitoba declared a state of emergency last week. The province is facing devastating fires and had to evacuate 17,000 residents. Many individuals and families redirected to Winnipeg have been unable to find adequate temporary lodging in the city’s hotels due to a lack of space. Leaders from Manitoba’s First Nations gathered last Saturday in the provincial capital to urge federal, provincial, and municipal governments to mobilize hotel space to accommodate evacuees.

Die derzeit wütenden Brände in der Region lassen für die kommenden Monate nichts Gutes erwarten. Kanadische Behörden warnen, dass die Waldbrandsaison in den zentralen und westlichen Provinzen auch im weiteren Verlauf des Frühlings und Sommers „überdurchschnittlich“ ausfallen dürfte. Schon die Saison 2023 stellte alle bisherigen Rekorde in den Schatten: Über 15 Millionen Hektar verbrannten – mehr als das Siebenfache des historischen Durchschnitts.

Da weiterhin kein nennenswerter Regen in Sicht ist, bleibt die Lage vorerst kritisch. Die Behörden rufen die Bevölkerung eindringlich dazu auf, wachsam zu bleiben und Evakuierungsanordnungen strikt zu befolgen, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten. M.B.