Die Barentssee steht angesichts des drohenden Scheiterns des Abkommen der Fischerei zwischen Norwegen und Russland vor einer Umweltkatastrophe. Im Juli 2025 hat die norwegische Regierung, dem Beispiel der Europäischen Union folgend, die grossen russischen Fischereiunternehmen Norebo JSC und Murman Seafood auf ihre Sanktionsliste gesetzt und ihnen den Zugang zu norwegischen Häfen untersagt. Als Reaktion darauf hat Russland damit gedroht, das bestehende bilaterale Fischereiabkommen mit Norwegen zu kündigen.
Kern des Streits sind Sicherheitsbedenken europäischer und skandinavischer Staaten, dass russische Fischereiflotten Unterwasserüberwachung betreiben. Diese Sorge hat sich im Zuge des Ukraine-Kriegs verstärkt.
Das Schiff Melkart-5 von Murman Seafood hatte wiederholt ungewöhnliche Navigationspraktiken angewendet, die nicht mit den üblichen Geschäftspraktiken und Fischereiaktivitäten des Unternehmens vereinbar sind. Dazu gehören die Anwesenheit des Schiffes in unmittelbarer Nähe eines laufenden NATO-Militärmanövers sowie die regelmäßige Präsenz in der Nähe kritischer norwegischer Infrastruktur und Militäranlagen.
Norwegens Entscheidung, die EU-Sanktionen zu übernehmen, bedeutet faktisch, dass Schiffe von Norebo JSC und Murman Seafood, keine norwegischen Häfen mehr anlaufen dürfen und keine Fischereilizenzen in Norwegens Wirtschaftszone erhalten.
Norebo JSC, im Besitz eines russischen Oligarchen mit engen Verbindungen zu Präsident Wladimir Putin, weist die Vorwürfe der EU und Norwegens entschieden zurück und bezeichnet sie als absurd.
Der Leiter der russischen Föderalen Fischereibehörde, Ilja Schestakow, erklärte, dass Russland seine Gewässer für norwegische Schiffe sperren und Fischereiquoten festlegen werde, die ausschliesslich den nationalen Interessen Russlands entsprechen, sollte Norwegen seine Position nicht ändern.
Russland und Norwegen ratifizierten dieses Fischereiabkommen während des Kalten Krieges im Jahr 1976. Dabei legten beide Parteien gemeinsame Fangquoten für Kabeljau fest, um den Kabeljaubestand in der Barentssee zu erhalten. Jede Störung dieses Abkommens könnte zu einem ernsthaften Umweltproblem führen, da die gemeinsame Bewirtschaftung der Fischbestände die Nachhaltigkeit des marinen Ökosystems der Region gewährleistete.
Heiner Kubny, PolarJournal

