Weltweiter Rückgang der Rentierpopulation

von Rosamaria Kubny
11/26/2025

Rentiere sind Herdentiere. Die Hierarchie innerhalb der Gruppen richtet sich meist nach der Geweihgrösse der Männchen. (Foto: Heiner Kubny)

Laut einer neuen internationalen wissenschaftlichen Studie wird die weltweite Rentierpopulation aufgrund der Klimakrise bis zum Ende dieses Jahrhunderts drastisch zurückgehen. Forscher rekonstruierten die Entwicklung der Rentierpopulationen in den letzten 21’000 Jahren und modellierten, wie sich die aktuelle globale Erwärmung auf diese Tierart auswirken wird.

Die Jungtiere sind, anders als die meisten Hirschkälber, nicht gefleckt und schon kurz nach der Geburt selbständig.  Durchschnittlich werden Rentiere etwa 12 bis 15 Jahre alt. (Foto: Rosamaria Kubny)

Obwohl Rentiere frühere Perioden schneller Erwärmung überlebt haben, ist ihre Population in den letzten 30 Jahren um 66% zurückgegangen, und bis 2100 könnte sie im Vergleich zu heute um weitere 60% sinken. Der stärkste Rückgang wird in Nordamerika erwartet, wo die Zahl der Tiere um bis zu 84% sinken könnte.

Eine der wenigen Ausnahmen ist die Taimyr-Halbinsel, wo Modelle einen Anstieg der Populationen vorhersagen. Dieses Gebiet diente in früheren Erwärmungsperioden historisch gesehen als Zufluchtsort für Rentiere. Ein weiterer potenzieller Zufluchtsort könnte Zentralgrönland sein, wo das Abschmelzen der Gletscher neue Lebensräume schaffen könnte. Diese Einzelfälle können jedoch die insgesamt alarmierenden Aussichten nicht aufwiegen.

Rentiere sind vor allem Grasfresser. Im Sommer nehmen sie fast jede pflanzliche Nahrung zu sich, die sie finden können. Im Winter sind sie durch die bedeckte Landschaft mit Schnee und Eis überwiegend auf Flechten, Moose und Pilze beschränkt. (Foto: Rosamaria Kubny)

Die Autoren der Studie betonen die dringende Notwendigkeit einer deutlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen und verstärkter Investitionen in den Schutz der Rentiere. Dies ist nicht nur für den Erhalt der Art und ihrer wichtigen ökologischen Rolle in den arktischen Ökosystemen von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die Sicherung der Lebensgrundlagen und des kulturellen Wohlergehens der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften.

Rosamaria Kubny, PolarJournal