Russische LNG-Tanker nutzen weiterhin norwegische Häfen für Zwischenstopps

von Heiner Kubny
12/06/2025

Die LNG Merak ist der zweite von vier konventionellen Gastankern, die in China bestellt wurden. (Foto: Hudong-Zhonghua)

Trotz der angespannten geopolitischen Lage und westlicher Sanktionen bleibt Norwegen ein wichtiger Zwischenstopp für LNG-Tanker, welche Gas aus der russischen Arktis transportieren. Wie das Analyseportal High North News berichtet, nutzen Schiffe, die in russische Energieprojekte eingebunden sind, weiterhin norwegische Hafeninfrastruktur, insbesondere für Personalwechsel und logistische Versorgung.

Zwar wurde die direkte Umladung von Flüssigerdgas (LNG) aus dem arktischen Yamal-Projekt in norwegischen Gewässern bereits vor fünf Jahren eingestellt, doch der Transit russisch verbundener Tanker geht weiter. Ein aktuelles Beispiel ist der unter Hongkonger Flagge fahrende LNG-Tanker Merak. Das Schiff, das Gas aus dem Yamal-LNG-Projekt transportiert, wurde am 13. und 14. September vor der Küste von Honningsvåg in der Region Nordkapp registriert. Rund 18 Stunden blieb die Merak in der Nähe des Hafens, bevor sie erneut Kurs auf Yamal nahm.

Stapellauf des von Hudong Zhonghua für Yamal LNG gebauten Schiffes LNG Merak im Januar 2020. (Foto: Hudong-Zhonghua)

Norwegische Behörden betonen, dass es derzeit keine gesetzliche Grundlage gebe, um nicht sanktionierten russischen Schiffen die Einfahrt in norwegische Hoheitsgewässer oder die Nutzung von Dienstleistungen an Land zu verwehren. Dies bedeutet, dass Personalaustausch, Versorgung oder kurze Stopps weiterhin erlaubt sind, solange die Schiffe nicht direkt gegen EU- oder nationale Sanktionsregelungen verstoßen.

Gleichzeitig stehen Betreiber der russischen LNG-Flotte vor wachsenden logistischen Herausforderungen. Mehrere europäische Dienstleistungsunternehmen verweigern inzwischen die Wartung der für das Yamal-Projekt eingesetzten Tanker. Wie die Umweltorganisation Bellona in ihrem August-Digest berichtete, hat das niederländische Unternehmen Damen Shiprepair sämtliche Wartungsarbeiten an Schiffen aus dem Yamal-LNG-Programm eingestellt. Infolgedessen müssen einige dieser spezialisierten Tanker ihre Dock- und Reparaturarbeiten nun in China durchführen lassen, was längere Wege, höhere Kosten und zusätzliche betriebliche Risiken mit sich bringt.

Der fortgesetzte Transit durch norwegische Häfen unterstreicht die komplexe Lage im Energie- und Sanktionsumfeld: Während Norwegen rechtlich gebunden ist, bestimmte Schiffe weiter passieren zu lassen, verschärft sich gleichzeitig der Druck auf die russische LNG-Lieferkette durch freiwillige Einschränkungen europäischer Unternehmen.

Heiner Kubny, PolarJournal