Die wirtschaftliche Dynamik des kanadischen Nordens blieb den Forschern von Business Index North nicht verborgen, als sie die wirtschaftliche Entwicklung in der Arktis untersuchten.
„Kanadas nördliche Territorien entwickeln sich zu Wachstumsführern. Nunavut und Yukon verzeichnen erhebliche BWS-Zuwächse [Bruttowertschöpfung, Anm. d. Ü.], die auf das Wachstum im Bergbau und den Ausbau der öffentlichen Dienstleistungen zurückzuführen sind. Dies steht in starkem Kontrast zu Alaska, wo die BWS aufgrund der Schwächung der traditionellen wirtschaftlichen Säulen, insbesondere Öl und Gas, rückläufig ist“, erklärt Alexandra Middleton, Professorin an der Oulu Business School in Finnland, in High North News am 24. Januar.
Diese Analyse folgt auf die Veröffentlichung einer umfassenden Studie zur wirtschaftlichen Entwicklung der Arktis mit dem Titel Arktische Wertschöpfung, Beschäftigung und Investitionen von Business Index North. Die Studie basiert auf 11 Wirtschaftsindikatoren. Nunavut (in Kanada) glänzt bei 6 von ihnen und bleibt gut positioniert, insbesondere bei dem Indikator, der das Niveau der sozialen Entwicklung, die die Wirtschaft begleitet, misst. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass „keine der 22 analysierten arktischen Regionen eine hohe sozioökonomische Nachhaltigkeit aufweist, bei der sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen gegenseitig unterstützen.“
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Anzahl der Einwohner im Norden Kanadas
Zwischen 2011 und 2023 ist Nunavut eine der drei Regionen mit dem höchsten Bevölkerungswachstum, zusammen mit Island und dem Yukon. Das Gleiche gilt für die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und die unter 14-Jährigen. Über 10 %, während der Trend überall sonst in der Arktis, wie in Archangelsk (Russland) und Kainuu (Finnland), rückläufig ist. Am stärksten betroffen von diesem Rückgang sind junge Menschen, die nach ihrer Abwanderung ihre Familien außerhalb der Arktis gründen.
Industrie und Tourismus führen die Bruttowertschöpfung in Nunavut an
Die Wertschöpfung in der Arktis ist „vielfältig und einzigartig“, so die Autoren, stark in den Bereichen Bergbau, Erdöl, Bildung, Pflege und Dienstleistungen. Nunavut verzeichnet mit 5,9 % zwischen 2017 und 2021 den größten Anstieg der Bruttowertschöpfung, angetrieben durch das Wachstum im produzierenden Gewerbe (+14,4 %) und im Hotel- und Gaststättengewerbe (+9,3 %). Nunavut ist auch im Dienstleistungssektor aktiv, allerdings in deutlich geringerem Maße als Island und die skandinavischen Regionen, während der Bildungs- und Gesundheitssektor rückläufig ist.
Zwischen 2017 und 2022 wuchs die Beschäftigung im Produktionssektor von Nunavut um 31,2% und um 5,2% pro Jahr für alle Sektoren zusammen. Diese Dynamik ist in der Arktis am stärksten, gefolgt von Yukon und Västerbotten, Schweden. Die Covid-Krise hatte keine allzu großen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt von Nunavut, so dass die Zahl der Arbeitsplätze zwischen 2019 und 2022 weiter ansteigt. Das Gleiche gilt für Yukon und Sakha, im Gegensatz zu den Northwest Territories.
Nunavut ist eine der Regionen, in denen das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialer Nachhaltigkeit nach den Kriterien der Studie ausgewogen ist. Nicht zuletzt, weil die Bruttowertschöpfung der Schaffung von Arbeitsplätzen zugute kommt, was in Tschukotka, Lappland oder Alaska weniger der Fall ist.
Die Einkommensungleichheit wurde ebenfalls gemessen und ist in Norwegen am geringsten, gefolgt von Skandinavien. In Kanada ist dieses Kriterium moderat. Russland und Alaska schließlich liegen an der Spitze der Skala.
Eine dynamische Antwort auf arktische Herausforderungen
Die Wirtschaftsindikatoren in Nunavut sind zwar ermutigend, aber sie spiegeln nur eine Dynamik wider, während bestimmte Realitäten, wie die Isolation, fortbestehen. „Flugverbindungen sind teuer und kompliziert“, sagt der Geograph Frédéric Lasserre von der Universität Laval in Quebec. Er weist auch darauf hin, dass „die Bildung für junge Menschen eine große Herausforderung bleibt“.
In dem Bericht heißt es, dass die Bildung reformiert werden sollte, um sich besser an die Realitäten dieser Regionen anzupassen. „Wenn diese Probleme nicht ernst genommen werden, werden sie zu einer wachsenden Einkommensungleichheit und, was noch wichtiger ist, zu einem ungleichen Zugang zu Wissen und Technologie führen.“
5,32 Millionen
Anzahl der Einwohner im arktischen Untersuchungsgebiet
Die gesamte Arktis ist stark vom Bergbau, von Kohlenwasserstoffen und Mineralien sowie von Aquakultur und Fischerei abhängig. Die Autoren weisen darauf hin, dass die arktische Wirtschaft nicht ausreichend auf Forschung und Entwicklung setzt. „Unser grundlegender Rat ist, in den Wandel von einer ressourcenbasierten zu einer wissensbasierten Wirtschaft in der Arktis zu investieren“, schrieb Andrey Mineev, Studienleiter und Forscher an der Nord University Business School, an PolarJournal AG. Dies würde die Selbstbestimmung der einheimischen Bevölkerung fördern, wobei auch der „grüne Kolonialismus“ als eine der Herausforderungen für die lokale Bevölkerung und die Ökosysteme hervorgehoben wird.
Camille Lin, Polar Journal AG
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