Am 21. Oktober 2025 wurde der globale Saatgut-Tresor auf Spitzbergen erneut geöffnet. Über 21.000 neue Samenproben aus 20 internationalen Genbanken fanden ihren Weg in den frostigen Berg oberhalb des Flughafens von Longyearbyen. Damit steigt die Gesamtzahl der dort gesicherten Samen auf über 1,3 Millionen – ein weiterer Meilenstein für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die globale Ernährungssicherheit.
Ein Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit
Die Forschungseinrichtung Agroscope aus der Schweiz und das peruanische Nationale Institut für Agrarinnovation (INIA) haben zusammen mit 18 weiteren Länder Saatgut-Sammlungen im globalen Saatgutlager auf Spitzbergen eingelagert.
Der Schritt symbolisiert ihre Kooperation im Vorfeld der 11. Tagung des Verwaltungsorgans des Internationalen Vertrags über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (GB-11), die im November in Lima stattfinden wird.
Kent Nnadozie, Generalsekretär des Vertrags, hob hervor, dass das Saatgutlager ein Sinnbild für gegenseitige Abhängigkeit und weltweite Zusammenarbeit sei, um die Grundlage der Ernährung – die Pflanzenvielfalt – langfristig zu sichern.
Bild: Food and Agriculture Organization of the United Nations
Bei der Einlagerungszeremonie wurden über 21.000 neue Saatproben aus 20 Genbanken hinzugefügt. Damit steigt die Zahl der teilnehmenden Institutionen auf 131 und die Gesamtmenge der eingelagerten Proben auf mehr als 1,3 Millionen.
Beitrag von der Schweiz und Peru
INIA deponierte eine außergewöhnliche Sammlung einheimischer Chili-Arten, deren Ursprung in Peru liegt. Archäologische Funde belegen, dass dort bereits vor rund 12.000 Jahren Chilis kultiviert wurden. INIA-Präsident Jorge Ganoza Roncal betonte, dass seine Einrichtung moderne Wissenschaft mit dem traditionellen Wissen lokaler Gemeinschaften verbinde – im Einklang mit den Zielen des Internationalen Vertrags, der den gerechten Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fördert.
Aus der Schweiz stammte eine vielfältige Kollektion von Kulturpflanzen, unter anderem auch eine Buchweizensammlung der ETH Zürich aus verschiedener Herkunft – einst ein wichtiges Grundnahrungsmittel und heute fast verschwunden. Die Hinterlegung soll die Bedeutung dieses historischen Getreides und auch den Einsatz der Schweiz für den Erhalt pflanzlicher Vielfalt unterstreichen.
Marcel Schütz, Honorarkonsul der Schweiz auf Spitzbergen, betonte, dass die genetische Vielfalt unserer Nahrungspflanzen die Basis globaler Ernährungssicherheit bilde und zugleich Teil des kulturellen Erbes sei und sagte:
„Die Schweiz ist geehrt, gemeinsam mit Peru die GB-11 auszurichten… die dort getroffenen Entscheidungen werden entscheidend sein, um weiterhin wichtige Beiträge zu einer nachhaltigen, innovativen und klimaresistenten Landwirtschaft leisten zu können.“
Ausblick auf die GB-11 in Lima
Die 11. Vertragsstaatenkonferenz (GB-11) wird vom 24. bis 29. November 2025 in Lima, Peru, stattfinden. Delegierte und Fachleute aus aller Welt werden dort über Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen, Finanzierung und gerechten Vorteilsausgleich beraten.
Generalsekretär Nnadozie erklärte, die jüngsten Hinterlegungen seien ein starkes Signal gemeinsamer Verantwortung: Angesichts zunehmender Klimarisiken zeige sich in diesen Maßnahmen die Solidarität der Staaten, die die Grundlagen künftiger Ernährungssicherheit schützen wollen.
Honorarkosul Marcel Schütz sagte während des Global Seed Vault Events weiter…
„Ich möchte erneut auf die enorme Bedeutung der multilateralen Zusammenarbeit innerhalb des Vertrages hinweisen, um gemeinsam die globalen Herausforderungen der Ernährungssicherheit, des Verlusts der biologischen Vielfalt und des Klimawandels anzugehen“
Die Schweiz hat vor der aktuellen Lieferung am 21.10.2025, 11.321 Saatgutproben von 74 verschiedenen Gattungen auf Spitzbergen eingelagert. Mit den aktuellen weiteren sechs Saatgutkisten (einige oben im Bild) mit insgesamt 921 neuen Zugängen sind es nun 81 Gattungen und 12 242 Akkzessionen mit Getreide-, Kräuter- Gemüsekulturen usw.
Auch Projekte in Afrika wie z.B Äthiopien, Malawi, Marokko und Tunesien, die durch den Nutzenverteilungsfonds von Crop Trust unterstützt werden, beteiligten sich an der aktuellen Einlagerung auf Spitzbergen.
Der Crop Trust Fond finanziert internationale Initiativen, die pflanzengenetische Ressourcen erhalten und den Wissensaustausch fördern – unabhängig von der Wirtschaftskraft eines Landes.
Das Saatgutlager von Svalbard (Svalbard Global Seed Vault)
Der Svalbard Global Seed Vault, auch die moderne Arche Noah genannt, wird von der norwegischen Regierung seit 2008 betrieben. Jens Stoltenberg, der damalige norwegische Staatsminister und ehemaliger NATO-Generalsekretär ist damals extra zur Eröffnungsfeier angereist. Das Saatgutlager, dient als Rückversicherung für die weltweite Nutzpflanzenvielfalt. Es liegt etwa 1.300 Kilometer vom Nordpol entfernt und nutzt sowohl den Permafrost als auch technische Kühlung, um eine Temperatur von –18 °C konstant zu halten. Diese Bedingungen sichern die Langzeitlagerung von Samen über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte.
Eingelagert werden dürfen ausschließlich Proben, die unter das Multilaterale System des oben genannten Internationalen Vertrags fallen oder spezifischen Abkommen entsprechen.
Dieses System ermöglicht den freien Austausch von 64 zentralen Nahrungspflanzenarten, die den Grossteil des weltweiten pflanzlichen Nahrungsverbrauchs decken. Der offene Zugang erleichtert Forschern die Entwicklung klimaresistenter und krankheitsrobuster Sorten.
Machen Sie eine Virtuelle Tour durch das Saatgutlager Hier
„Das Globale Samenlager – Ein Symbol internationaler Zusammenarbeit“ Marcel Schütz
Rosamaria Kubny, PolarJournal

